Im musischen Garten
Mitteldeutsche Zeitung – 04. April 2016
…„Tanzen und springen, singen und klingen“ – besser als mit diesem uralten Kunstlied von Leo Hassler (1564 – 1612) hätte der Auftakt zum Frühlingskonzert der Jessener Musikschule nicht gelingen können. Vier junge Blechbläser und ihr Lehrer Klaus Vogelsang tragen es im Forum des Gymnasiums heiter vor. Der Raum verwandelt sich in einen musischen Klanggarten. So freut sich Ute Burkhardt, ein gut eingestimmtes Publikum willkommen zu heißen. Die Leiterin des hiesigen Musikschulbezirks verheißt einen kurzweiligen Nachmittag mit etwa 20 Vorträgen. Es sei vorweg genommen: Obwohl die Percussionsgruppe und einige andere Schüler krankheitsbedingt ausfallen, zeigen die dargebotenen Instrumental- und Gesangsstücke einmal mehr das hohe Niveau der Einrichtung. Sie gehört zur Kreismusikschule Wittenberg.
Viele neue Talente wachsen heran
Dass viele neue Talente heranwachsen, lassen die Jüngsten aus der musikalischen Früherziehung, betreut von Johanna Eisenblätter, erahnen. Mit dem „Uhrensong“ sorgen sie dafür, dass wirklich niemand den Frühling verschläft. Ganz vorn in den Reihen drücken die Eltern von Johanna Hovestädt, Lena Fritsche und Emma Gutzmer fest die Daumen für den ersten großen Auftritt ihrer fünfjährigen Sprösslinge: „Wir wohnen in Prettin und bringen einmal in der Woche unsere Kinder nach Jessen in die Musikschule. Was sie dort lernen, und vor allem, wie das geschieht, bereichert ihre Entwicklung ungemein. Sie können sich ausprobieren, ohne sich jetzt schon auf ein Instrument festzulegen“, lobt Susann Hovestädt.
Erster Soloauftritt auf großer Bühne
Auch die Grundschülerinnen Antonia Seiche aus Jessen und Isabel Thiele aus Seyda haben bei den „Minis“ angefangen und sich danach für die Geige entschieden. Ihnen steht der erste Soloauftritt auf großer Bühne bevor. Lehrerin Olga Korableva achtet darauf, dass die kleinen Finger in der richtigen Position aufliegen, dann gibt sie den Auftakt. Nach den ersten Wohlklängen schwindet das Lampenfieber. Beide Premieren werden von reichlich Beifall belohnt.
Wie ein Violinen-Vorspiel nach stetigem Üben klingen kann, lässt Henriette Walter hören. Im Duett mit Olga Korableva interpretiert sie die irische „Drowsy Maggie“. Auch in schnelleren Passagen spielen beide virtuos. Am Klavier überraschen Emma Ermlich, Frauke Reller und Sophie Heinrich mit ihrem Können. Das gilt in besonderer Weise für Luise Neupert. In ihrem Hauptfach „Blockflöte“ hat die 17-Jährige im Vorjahr die Oberstufen-Prüfung absolviert. Auch der gleichaltrige Karl-Peter Unkrodt gestaltet das Programm gleich mehrmals mit: singend und auf dem Klavier spielend. Seine tiefsinnige Eigenkomposition „Ice“, in Zusammenarbeit mit Lars Unruh entstanden und mit außergewöhnlicher Stimme vorgetragen, weckt die Hoffnung der Zuhörer auf weitere Songs.
Faible für Gitarrenmusik
Mit einem Faible für Gitarrenmusik darf die Autorin dieser Zeilen den Nachwuchstalenten Emmelie Eiling, Bennet Mohrs, Maike Reller und William Liebelt besonderen Respekt zollen. Entsprechend der Anzahl ihrer Ausbildungsjahre beherrschen die Schützlinge von Jörg Schnepel ihr Instrument nicht nur technisch einwandfrei, sondern bringen es mit bemerkenswerter Fingerfertigkeit gefühlvoll zum Klingen. Mit sauberen Akkorden und blitzschnellem Wechsel der Bünde faszinieren sie mit einer Vielfalt von Lautvariationen. Zwischen den Instrumentalstücken bescheren Schüler des Gesangsensembles von Lars Unruh dem Publikum immer wieder Gänsehaut-Momente: Beatrice Lehmann mit dem zart vorgetragenem Spiritual „Greensleeves“. Daniela Kösterke singt kraftvoll und ermutigend das Liebeslied „Every Star is a prayer“.
Frühlings-Medley bekannter Volkslieder
Etwas bedauerlich ist am Ende, das einige Zuhörer das Finale nicht miterleben. Viele Familienangehörige hatten nach dem Vorspiel ihrer Kinder die Aula vorzeitig verlassen. Diejenigen, die geblieben sind, lassen sich von Lars Unruh und seinen Eleven zu einem Frühlings-Medley bekannter Volkslieder animieren. Zunächst etwas zaghaft zwar, doch dann überwiegt die Freude am Mitsingen, so dass ein Kanon zustande kommt: „Es tönen die Lieder“ – und das wird übers Jahr gewiss wieder der Fall sein….
Anmerkung der Kreismusikschule vom 04. April 2016: Bilder aus dem Konzert ab jetzt in der Galerie.