Breitbandausbauprojekt
Gefördertes Breitbandausbauprojekt in Annaburg, Coswig, Jessen, Kemberg, Oranienbaum-Wörlitz und Zahna-Elster
Der Landkreis Wittenberg machte sich schon im Jahr 2014 auf den Weg, die bis zu diesem Zeitpunkt unterversorgten Areale des Kreisgebietes schrittweise mit Breitbandinternet auszustatten. Zunächst wurde dazu in Form einer Machbarkeitsstudie ermittelt, wo noch keine Breitbandversorgung mit schnellem Internet auf dem Niveau 30 bis 50 Mbit/s vorhanden war und mit welchen technischen Konzepten sich diese Versorgungslücken schließen ließen. Es folgten eine Marktkonsultation mit Regelausbauabfragen und der Identifizierung von Bereichen mit Marktversagen sowie ein Interessenbekundungsverfahren, bei dem Telekommunikationsnetzbetreiber ihre Bereitschaft zur geförderten Erstellung von Breitbandinfrastruktur artikulieren konnten.
Anfang 2016 entschieden sich dann die Städte Annaburg, Coswig (Anhalt), Jessen (Elster), Kemberg, Oranienbaum-Wörlitz, Zahna-Elster und der Landkreis Wittenberg, den geförderten Breitbandausbau gemeinsam, später auch im Rahmen einer Zweckvereinbarung, voran zu treiben. Diese Kooperation hatte gemäß der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung des Next Generation Access-Breitbandausbaus in Sachsen-Anhalt (NGA-RL LSA) zum Ziel, Haushalten einen Internetzugang mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s und in Gewerbegebieten Anschlüsse mit Down- und Uploadgeschwindigkeiten von mindestens 100 Mbit/s zur Verfügung zu stellen. Dafür erstellte man im Landkreis Wittenberg eine EU-weite Ausschreibung zur Vergabe von Konzessionen zur Errichtung eines Breitbandnetzes auf der Basis der Förderung einer zuvor errechneten Wirtschaftlichkeitslücke. Für jedes der vorliegenden sechs Lose gingen mehrere Angebote ein. Nach der Angebotsauswertung, der Durchführung von Verhandlungsgesprächen, der Möglichkeit zur Angebotsanpassung und zahlreichen Abstimmungsrunden konnten für die sechs Lose die folgenden Telekommunikationsunternehmen gewonnen werden:
Stadt Annaburg (Los 1) – Telekom Deutschland GmbH
Stadt Coswig (Anhalt) (Los 2) – Telekom Deutschland GmbH
Stadt Jessen (Elster) (Los 3) – Telekom Deutschland GmbH
Stadt Kemberg (Los 4) – Telekom Deutschland GmbH
Stadt Oranienbaum-Wörlitz (Los 5) – Wittenberg-net GmbH
Stadt Zahna-Elster (Los 6) – Wittenberg-net GmbH
Ein weiterer zentraler Aspekt bestand in der Beschaffung der Fördermittel zur Finanzierung der Errichtung der Breitbandinfrastruktur. Zu diesem Zweck stellte der Landkreis Wittenberg im Auftrag der sechs Kommunen im Rahmen der Weiße-Flecken-Förderung ebenfalls Anfang 2016 Anträge beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Antragsbearbeitung ging später an die Projektträgerinnen des Bundes ateneKOM GmbH und zuletzt PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) über), bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt und wenig später beim Ministerium für Infrastruktur und Digitales Sachsen-Anhalt. Nach dem Eingang der entsprechenden Bewilligungsbescheide stehen für das Breitbandprojekt des Landkreises Wittenberg folgende Fördergelder zur Verfügung:
Gesamtausgaben | 10.971.106,00 Euro |
Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) | 3.837.639,85 Euro |
Förderung aus der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes zu „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) | 120.897,74 Euro |
Förderung des Landes Sachsen-Anhalt, Ministerium für Infrastruktur und Digitales, zur Unterstützung bei der Erbringung des Eigenanteils, um die Förderung einer Breitbandausbaumaßnahme zu ermöglichen | 1.777.015,41 Euro |
Förderung gemäß der Richtlinie „Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Bundesrepublik Deutschland“ | 5.235.553,00 Euro |
Nach Baufreigaben und Vertragsunterzeichnungen sowie einer intensiven Planungsphase und dem Einholen aller notwendigen Genehmigungen fand seit Mitte 2018 der Breitbandausbau in den sechs Kommunen statt. Zur Realisierung der geforderten Bandbreiten errichteten die beauftragten Telekommunikationsunternehmen vielerorts Hybridnetze, bestehend aus neu verlegten Glasfaserkabeln bis zu den Verteilerkästen und aus den vorhandenen Kupferkabeln von den Verteilerkästen bis zum Endkunden (FTTC-Ausbau). In einigen Gebieten entstanden aber auch komplette Glasfasersubnetze, insbesondere zur Anbindung weit entfernt liegender Adressen oder zur stabilen Versorgung einer großen Anzahl an Einzelanschlüssen (FTTB-Ausbau). Verschiedene Herausforderungen (u. a. im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie) haben dazu geführt, dass sich der Baufortschritt in den Orten sehr unterschiedlich gestaltete. Trotzdem wurde das Gesamtvorhaben schrittweise bis zum 09.03.2023 in allen Losen abgeschlossen.
Im Einzelnen erfolgten die Fertigstellungen, Inbetriebnahmen und Abnahmen je Los bis zu folgenden Terminen:
- Stadt Annaburg (Los 1): 20.06.2022
- Stadt Coswig (Anhalt) (Los 2): 16.12.2020
- Stadt Jessen (Elster) (Los 3): 09.03.2023
- Stadt Kemberg (Los 4): 30.08.2020
- Stadt Oranienbaum-Wörlitz (Los 5): 18.11.2022
- Stadt Zahna-Elster (Los 6): 23.02.2023
Die Netzabnahmen und die umfangreichen Maßnahmen zur Nachweisführung gegenüber den Fördermittelgebern bestätigten, dass nach der Umsetzung des geförderten Breitbandausbaus in allen aufgeführten Gebieten die Versorgung mit den geplanten NGA-Breitbanddiensten erfolgen kann. Im Einzelnen ergeben sich nachfolgend aufgeführte Potentiale, die bei Bedarf entsprechend mit Breitbandinternet versorgt werden können:
- 22.004 Haushalte in den 6 Losen mit mind. 50 Mbit/s
- 2.328 Gewerbebetriebe und landwirtschaftliche Betriebe in den 6 Losen mit mind. 50 Mbit/s
- 659 Unternehmen in den ausgewiesenen Gewerbegebieten mit 1 Gbit/s und höher
- 149 institutionelle Nachfrager in den 6 Losen mit mind. 50 Mbit/s