Regionalentwicklung: Das Radverkehrskonzept im Landkreis Wittenberg kann starten
Lutherstadt Wittenberg (8. Februar 2023) - Diese Unterschrift bringt den Landkreis weiter - buchstäblich sogar, geht es doch um nichts weniger als eine ganzheitliche Beschäftigung mit dem Thema Radverkehr. Am Mittwochvormittag unterzeichnete Landrat Christian Tylsch den Vertrag mit Vertretern der Agentur Mobilitätswerk GmbH aus Dresden, die das Radverkehrskonzept zur Entwicklung des Radverkehrs für Alltag und Freizeit im Landkreis Wittenberg entwickeln.
Was war vorher passiert?
Mit dem Kreistagsbeschluss vom 26. September 2022 und den Forderungen aus dem Integrierten Regionalen Entwicklungskonzept (IREK) 2030 zur „Aufwertung des Radverkehrs“ im Landkreis Wittenberg war der Rahmen gesteckt für die jetzt angelaufene Konzeptentwicklung. Handlungsbedarf besteht, da aktuell keine kreisweiten oder teilräumlichen Radverkehrskonzepte existieren. Das Projekt wird mit Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt (Programm Sachsen-Anhalt REGIO, 80-prozentige Förderung) realisiert. Im Landkreis Wittenberg übernimmt die Federführung der Fachdienst Raumordnung und Regionalentwicklung.
Was wollen wir mit der Erstellung eines Radverkehrskonzeptes erreichen?
Wir wollen uns ganzheitlich mit dem Thema Radverkehr auseinandersetzen. Der Radverkehr soll entsprechend dem Landesradverkehrsplan für Sachsen-Anhalt 2030 als nachhaltiges, klimaneutrales und gesundheitsförderndes Verkehrsmittel im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge leisten und in den Städten zur Verkehrsentlastung beitragen. Dabei nutzen wir eine innovative, praxisbezogene Herangehensweise: Mit einer Bedarfsanalyse vor der Bestandsaufnahme und Bewertung schaffen wir die Basis, um unvoreingenommen anhand der Siedlungsstrukturen, Attraktionen, Pendlerströme und auf der Grundlage von existierende Notwendigkeiten ein Wunschliniennetz zu entwerfen. Ein starker Fokus ruht dabei auf dem Alltagsradverkehr zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Arbeitsstätten, Schulen, Einrichtungen der Daseinsvorsorge mit dem Rad. Die Themen Freizeit und Tourismus werden zusammen gedacht. Das kann unter anderem landkreisübergreifende Wirkung haben - wofür wir die Konzeptionen umliegender Landkreise und Kommunen sowie den radverkehrlichen Erschließungsgrad in umliegenden Regionen berücksichtigen. Außerdem soll das neue Konzept auch die bessere Verknüpfung mit anderen Mobilitätsformen im Blick haben. Dabei geht es nicht nur um bloße Radwege, sondern auch um Fragen der Begleitinfrastruktur, Vermarktung sowie Fragen der Finanzierung, der Unterhaltung, der Zuständigkeit und die Ausbauformen zu thematisieren. Dabei sollen die Überlegungen auch Grundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen sein – gern auch im Zusammenwirken mit den kreisangehörigen Gemeinden.
Warum haben wir die Mobilitätswerk GmbH ausgewählt?
Die Zuschlagskriterien für die Erteilung des Auftrages wurden inhaltlich mit dem zuständigen Ausschuss Bau, Wirtschaft und Verkehr des Kreistages abgestimmt. Dem Landkreis lagen sieben Angebote zur Erstellung eines Radverkehrskonzeptes vor. Die Mobilitätswerk GmbH gab das qualitativ beste Angebot ab und überzeugte nicht nur mit den Inhalten des Angebotes, sondern auch mit den Referenzen sowie mit der Eignung der Projektmitarbeitenden. Die Firma besteht seit 2017 in Dresden und ist eine Ausgründung der Fakultät Verkehrswissenschaften der Technischen Universität Dresden. Aktuell agieren hier 25 Mitarbeitende in den Bereichen Vernetzte Mobilität, ÖPNV, Radverkehr, Elektromobilität und Nahmobilität.
Wie geht es nun nach der Vertragsunterzeichnung weiter?
Zuerst wird der Bedarf ermittelt: Siedlungsstruktur, Quellen und Ziele werden identifiziert. Dazu kommt eine Pendleranalyse. Das Ganze wird mit Anforderungen aus existierenden Plänen und Konzepten verglichen, kreisgrenzenübergreifend gedacht und mündet in der Erarbeitung eines Wunschliniennetzes, welches auf bestehende Straßen/Wege umgelegt wird. Dann erfasst der Landkreis den Bestand. Dabei spielt zum Beispiel auch der Bereich Unfallanalyse eine Rolle. Für die Praxis legen wir aber auch den Finger in die Wunde und befahren das bestehende Netz, untersuchen die Erreichbarkeit von Bahnhöfen und ÖPNV-Haltestellen hinsichtlich Erreichbarkeit zu Fuß, mit dem Rad und machen uns eine Übersicht über mangelhafte Netzabschnitte. Im daraus folgenden Handlungskonzept geht es um konkrete Maßnahmen und die Priorisierung von Bedarfen. Die Erarbeitung des Radverkehrskonzepts soll dabei in einem intensiven Beteiligungsprozess unter Einbindung der Kommunen, des politischen Raumes, von Straßenbaulastträgern, Verbänden, weiteren betroffenen Akteuren sowie natürlich den Bürgerinnen und Bürgern erfolgen.